Die Geschmacksangabe auf dem Etikett der Weinflasche ist jedem Weinliebhaber schon einmal begegnet. Doch was sagen trocken, lieblich & Co. eigentlich über den Geschmack eines Weines aus? Hier erfährst du, welche Wein-Geschmacksrichtungen es gibt und wie sich diese von Sekt-Geschmacksrichtungen unterscheiden.
Wein-Geschmack: Tabelle und Grundregeln
Trocken ist hier nicht gleich trocken, für Wein und Sekt gelten unterschiedliche Geschmacksangaben. Der verwendete Begriff definiert beim Wein wie beim Sekt allerdings dasselbe: den jeweiligen Gehalt an Restzucker. Deutscher Wein kennt vier Geschmacksrichtungen: trocken, halbtrocken, lieblich und süß. Beim Schaumwein sind es hingegen sechs Geschmacksrichtungen, die sich durch die vorhandene Restsüße unterscheiden.
Tabelle: Geschmacksrichtungen von Wein und Sekt
Die Tabelle zeigt die Menge an Restzucker pro Liter für die verschiedenen Geschmacksrichtungen:
Geschmacksangabe | Wein | Sekt |
---|---|---|
Extra Brut | - | 0 - 6 g |
Brut | - | 12g |
Extra Trocken | - | 12 - 17 g |
Trocken | 0 - 9 g | 7 - 32 g |
Halbtrocken | 9 - 18 g | 32 - 50 g |
Mild | 18 - 45 g | Über 50 g |
Süß | Über 45 g | - |
Bei lieblichen und süßen Weinen wird häufig keine Geschmacksrichtung auf dem Etikett vermerkt. Steht also nichts geschrieben, handelt es sich in den allermeisten Fällen um einen eher süßen Tropfen. Neuerdings verzichten allerdings einige Winzer auch bei ihren trockenen Top-Gewächsen auf einen Hinweis zum Geschmack.
Die Jahrgangs- ,Rebsorten und Geschmacksangaben sind in der EU fakultativ. Es kann also sein, dass Du diese Hinweise auf dem Etikett nicht findest. Am besten recherchierst du dann im Internet, oder fragst den Winzer persönlich.
Übrigens: Bei Stillweinen aus den Spitzenlagen dieser Welt sucht man die Angabe der Geschmacksrichtung auf dem Etikett immer vergeblich.
Wenn du also vergeblich nach einem Geschmackshinweis auf dem Etikett suchst, fragst du den Winzer am besten nach der enthaltenen Restsüße des Weines und gleichst den Wert mit der obigen Tabelle ab.
Wein-Geschmacksrichtungen
Wie bereits erwähnt, können deutsche Weine in den vier Geschmacksrichtungen trocken, halbtrocken, lieblich und süß hergestellt werden. Doch was hat es dann mit der Bezeichnung feinherb auf sich? Wie sich die einzelnen Angaben unterscheiden und welche Ausnahmen es gibt, erfährst du im folgenden Abschnitt.
Trockener Wein: Wann ist ein Wein trocken?
Trocken ist die Bezeichnung für Weine, die fast, ganz oder völlig durchgegoren sind. Das heißt, ihr Restzuckergehalt beträgt höchstens 4 Gramm pro Liter.
Ausnahme: Der Gesetzgeber erlaubt die Bezeichnung trocken darüber hinaus bis zu einem Restzuckergehalt von 9 Gramm. Der in g/l Weinsäure gemessene Gesamtsäuregehalt darf höchstens 2 g/l niedriger als der Restzuckergehalt sein. (Formel: Säure in Gramm pro Liter + 2 bis zur Höchstgrenze 9).
Zum besseren Verständnis: Bei trockenen Weinen schmeckt die Säure intensiv auf der Zunge. Restzucker im Wein relativiert das adstringierende Mundgefühl zu einem harmonischen trockenen Mundgefühl.
Halbtrocken: Wann ist ein Wein halbtrocken?
Halbtrockene Weine dürfen bis zu 12 g Restzucker pro Liter aufweisen, sofern sich der Restzuckergehalt außerhalb der für trockene Weine festgelegten Grenzen befindet.
Ausnahme: Ein Restzuckergehalt von bis zu 18 g/l ist zulässig, wenn dabei der Restzuckergehalt den Säuregehalt nicht mit mehr als 10 g übersteigt (Formel: Säure + 10 bis zur Höchstgrenze 18).
Lieblicher Wein: Wann ist ein Wein lieblich?
Liebliche Weine weisen einen Restzuckergehalt auf, der die für halbtrocken festgelegten Werte übersteigt, aber höchstens 45 g/l erreicht.
Süßer Wein: Wann ist ein Wein süß?
Die Angabe süß bezeichnet Weine mit einem Restzuckergehalt von mehr als 45 g/l.
Feinherb: Definition und Unterschied zu halbtrockenen Weinen
Im Gegensatz zu den oben erwähnten Geschmacksangaben umfasst der Begriff feinherb keine durch das Gesetz festgelegte Geschmacksrichtung für Weine. Durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 2003 wurde die Kennzeichnung eines Weines als „feinherb“ jedoch erlaubt – mit der Begründung, dass Verbraucherinnen und Verbraucher keinerlei gesicherte Erwartung mit dieser Kennzeichnung verbinden.
Es gibt also – im Gegensatz zu den Begriffen trocken, halbtrocken, lieblich und süß – keine gesetzliche Regelung, die den Begriff definiert. Klar ist jedoch, dass ein feinherber Wein nicht trocken sein kann. Die untere Grenze liegt also – genau wie bei einem halbtrockenen Wein – bei 9 Gramm Restsüße pro Liter. Nach oben hin kann die Restsüße eines feinherben Weines jedoch bis zu 35 g/l betragen und damit die für einen halbtrockenen Wein geltende Obergrenze deutlich übersteigen. Schließlich ist ein feinherber Wein an kein Reglement gebunden.
Was heißt feinherb?
Generell lässt sich also sagen, dass ein feinherber Wein halbtrocken oder lieblich sein kann. Die meisten als „feinherb“ gekennzeichneten Weine weisen eine Restsüße zwischen 15 und 25 Gramm Restsüße pro Liter auf.
Der Begriff „feinherb“ wurde ursprünglich von Winzern an der Mosel eingeführt, als Alternative zum negativ-konnotierte Bezeichnung „halbtrocken“.
Sekt-Geschmacksrichtungen
Zur Bezeichnung der Geschmacksrichtung von Schaumwein gibt es sechs festgelegte Begriffe. Genau wie bei Wein ist für die Klassifizierung von Sekt der Restzucker in Gramm pro Liter ausschlaggebend. Die im Sekt enthaltene Kohlen- und Weinsäure sorgt jedoch dafür, dass du den enthaltenen Zucker weniger wahrnimmst. Deshalb enthält ein trockener Sekt oft so viel Restzucker wie ein lieblicher Wein.
Kein Wunder also, dass es beim Sekt noch „trockener“ als „trocken“ geht. Die Geschmacksrichtungen, die ein Schaumwein aufweisen kann, lauten mit steigender Restsüße: extra brut, brut, extra trocken, trocken, halbtrocken und mild.
Sekt brut: Bedeutung und Klassifizierung
Ein Sekt kann als „brut“ bezeichnet werden, sofern seine Restsüße die Grenze von 12 g pro Liter nicht übersteigt. Innerhalb der Kategorie „brut“ kann zusätzlich unterschieden werden in:
- Extra brut: Der Restzucker darf nicht mehr als 6 g/l betragen.
- Brut nature: Der Restzucker beträgt höchstens 3 g/l.
Was bedeutet brut?
Das Wort „brut“ [bʀyt] stammt aus dem Französischen und bedeutet „roh“ oder „nackt“. Beim Sekt ist damit gemeint, dass auf die Anreicherung mit Zucker (sog. Dosage) nach der zweiten Gärung verzichtet wird.
Trockener Sekt: Definition
Ist ein Sekt trocken, so liegt sein Restzuckergehalt zwischen 17 und 35 g/l. Als sehr trocken, „extra trocken“, gilt ein Schaumwein dann, wenn seine Restsüße zwischen 12 und 20 g/l beträgt.
Sekt: halbtrocken oder mild
Du bist auf der Suche nach einem süßen Sekt? Nun, die Bezeichnung „süß“ existiert zwar bei Wein, nicht aber bei Sekt. Hier solltest du auf einen Sekt mit der Geschmacksangabe „halbtrocken“ oder „mild“ ausweichen.
Ein halbtrockener Sekt enthält bereits zwischen 32 und 50 Gramm Zucker pro Liter, als „mild“ darf jeder Sekt bezeichnet werden, dessen Restzuckergehalt darüber liegt. Zum Vergleich: Ein Wein gilt ab 45 Gramm Restzucker pro Liter als süß.
Es existieren also klare Unterschiede in der Bezeichnung von Geschmacksrichtungen bei Wein und Sekt, ausgelöst durch die Kohlensäure, die dein Geschmacksempfinden bezüglich des Zuckers abschwächt.
Übrigens: Das Weinrecht der Europäischen Union regelt die Restzuckerangaben für Sekte und erlaubt den Weinbaugebieten im kühlen Norden Europas mehr Süße im Sekt. Die höhere Säure kann im Einzelfall mit zusätzlichen 3 Gramm Restzucker pro Liter gemildert werden.