Wein. Entspannt genießen.
Wie bist du zum Wein gekommen und was fasziniert dich bis heute daran?
In meiner Ausbildung zum Hotelfachmann habe ich in der Berufsschule bereits viel über deutschen Wein gelernt. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass ich am Anfang eher der Cocktail-Typ war, da mir das Shaken so viel Spaß gemacht hat. Nach der Ausbildung bin ich nach Österreich gegangen. Dort habe ich die ersten geschmacklichen Unterschiede beim Wein festgestellt – es schmeckte ganz anders als in Deutschland. Ich fragte mich, warum das so ist. Jedes Mal, wenn mir eine Frage beantwortet wurde, entstanden drei neue. Da habe ich angefangen, mich einzuarbeiten und einzulesen. Danach waren wir viel in den Weinbaugebieten Australien und Neuseeland unterwegs – so wurde das Wissen und das Interesse am Wein immer größer. Bis heute fasziniert mich die Vielfältigkeit und die Bandbreite von Wein – und das jedes Jahr aufs Neue, das macht das Ganze enorm spannend.
Welcher Wein oder welches Weinerlebnis ist Dir prägend in Erinnerung geblieben? Warum?
Ein 1992 M. Chapoutier Ermitage Le Pavillon ist mir prägend in Erinnerung geblieben. Generell sind es gereifte Weine, die mich faszinieren. Man weiß nie, was einen erwartet, besonders bei nicht ganz so guten Jahrgängen.
Der Jahrgang 1992 war an der Rhône nicht der beste Jahrgang. Davor habe ich aber ganz viel gereiften Grange von Penfolds trinken dürfen, auch noch aus Zeiten, als noch Hermitage auf dem Etikett stand, das war total spannend und auch eine Offenbarung. Aber der 1992 Chapoutier Ermitage Le Pavillon ist mir extrem gut in Erinnerung geblieben, da er so viel Tiefe hatte und sehr komplex war. Er ist mir im Charakter schwerer in Erinnerung geblieben als der Grange, ich kann mich natürlich aber auch täuschen. Einfach ein toller Wein.
Welcher Wein steht ganz oben auf Deiner Bucket List?
Da bin ich eigentlich relativ entspannt. Ich durfte ja Gott sei Dank in verschiedenen Restaurants schon einiges in meinem Leben probieren. Ich bin eher der klassische Typ. Mit meiner Frau habe ich viel Te Mata Coleraine, eine klassische Bordeaux Cuvée vom Weingut Te Mata Estate Winery aus der Hawkes Bay aus Neuseeland, probiert. In einem ehemaligen Restaurant hatten wir von ihnen eine sehr große Jahrgangstiefe, unter anderem auch gereifte Weine zu einem echt guten Preis auf der Weinkarte. Da konnten wir einige probieren. Als sich meine Frau und ich damals in Auckland verlobt haben, haben wir auch eine Flasche Te Mata Coleraine getrunken – es war ein 1990 oder 1991 Jahrgang – das ist unser Wein. Von diesem Wein kaufe ich jedes Jahr eine Kiste und lege sie auf die Seite. Die Weine brauchen viel Reife, bevor sie wirklich spannend werden. Das sind die Weine, die auf meiner Bucket List stehen, da sie alle noch zu jung sind. Ich freue mich, sie irgendwann einmal aufmachen zu können.
Was trinkst du denn gerne, wenn du kein Wein trinkst?
Bier! Ich komme aus einem Dorf bei Ingolstadt, hier wächst man mit Bier auf, nicht nur was den Konsum betrifft, sondern auch kulturell. In Ingolstadt wurde u.a. 1516 das Reinheitsgebot ausgerufen. Herrnbräu, eine Ingolstädter Brauerei, hat ein neues Bier auf den Markt gebracht, Altbayrisch Hell, ein bisschen dunkler, ein bisschen vollmundiger, ein bisschen aromatischer. Das finde ich aktuell ganz toll. Zudem haben wir in Ingolstadt eine neue Brauerei in der Altstadt, das Griesmüllers. Gebraut wird nach dem Reinheitsgebot, sie probieren aber zum Beispiel neue Hopfensorten aus. Das ist auch sehr spannend. Ich trinke persönlich auch mal gerne ein IPA, ein etwas fruchtigeres Bier.
Wo ist Dein liebster Urlaubsort und warum?
Skandinavien. Wir waren schon oft in Skandinavien, um dort ganz autark per Zelt in der freien Natur Trekkingtouren zu machen. Man kommt einfach gut runter, weil dort einfach sonst nichts ist. Wir verpflegen uns komplett selbst, wir bereiten sogar unsere eigenen Fertiggerichte mittels eines Dörrautomaten vor. Wir sind ein oder zwei Wochen komplett ohne menschlichen Kontakt in der Natur unterwegs, da wird man wirklich aufs Wesentliche geerdet und kann viel über sich selbst nachdenken – ohne äußere Einflüsse, ohne Handyempfang, ohne Internet. Die größten Probleme sind „Wo schlafe ich heute Nacht?“, „Wo kriege ich Wasser her?“ oder „Wie wird das Wetter?“. Mit unserer Selbstständigkeit können wir nicht mehr ganz so flexibel sein, was die Reisezeiträume bei gutem Wetter betrifft. Wir können uns aber nicht beklagen, wir waren schon viel unterwegs. Bei unserer Weltreise sind wir mit dem Zug von Ingolstadt bis nach Thailand gefahren. Wir haben über drei Monate mit der Transsibirischen Eisenbahn und mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch ganz Russland, die Mongolei, China und Südostasien gebraucht.
Wo findest Du die beste Entspannung als Gegenpol zum Job?
Mir ist Abwechslung wichtig, dass man nicht immer nur in seinem täglichen Trott gefangen ist. Wir haben einen kleinen, selbst ausgebauten Campingbus – aber nicht, weil es Trend ist, sondern weil wir den Campingbus schon immer haben. Im Sommer gehen meine Frau und ich ganz gerne campen, genießen guten Wein und gutes Essen und sind gerne in der Natur unterwegs. Im Sommer ist uns allerdings nicht nach klassischem Wandern zumute – in der Weinbar legen wir jeden Tag genug Kilometer zurück. Aber auch mal eine Nacht mit Freunden zusammensitzen, nicht auf die Uhr schauen zu müssen und einfach ein, zwei Gläschen Wein trinken. Gute Gespräche führen, zuhören, wie es anderen geht – das hilft ungemein, um aus seinem Trott herauszukommen.
Wen würdest Du gerne mal auf ein Glas Wein treffen? Warum?
Ich hatte einen coolen Chef in einem Restaurant in Neuseeland, in dem wir damals gearbeitet haben. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Er war mal Sommelier des Jahres, sein Restaurant hatte die meistausgezeichnete Weinkarte Neuseelands. Als Mensch super laid-back und entspannt, aber auch sehr professionell. Mit ihm habe ich viele Gespräche geführt, die mich für mein Leben massiv weitergebracht haben, er ist wirklich zu meinem Vorbild geworden. Leider ist der Kontakt komplett abgebrochen, da er das Restaurant nicht mehr betreibt. Ich habe schon ein paar Leute angeschrieben – bis jetzt habe ich ihn aber nicht gefunden. Wenn ich ihn finde, dann trinken wir ein paar Gläser Wein zusammen.
Vielen Dank für das nette Interview.